In unserer Beratungspraxis haben wir häufig erlebt, dass Ehepartnern
und Kindern von Menschen mit einer diagnostizierten Demenz erst im
Nachhinein viele kleine Anzeichen eingefallen sind, die auf eine
beginnende Demenz hingedeutet haben – nur wussten sie es zu dem
Zeitpunkt nicht.
Mit einer frühzeitigen Diagnose wächst für alle Betroffenen die Chance,
sich auf ein Leben mit Demenz so einzustellen, dass es sich gut tragen
lässt. Sollten Sie also nachfolgende Veränderungen bei Ihnen nahe
stehenden Menschen bemerken, ist eine diagnostische Abklärung ein
notwendiger und sehr hilfreicher Schritt.
Der Verlauf wird in verschiedene Schweregrade unterteilt – die leichte, mittelschwere und schwere Demenz.
Eine leichte Demenz liegt vor,
wenn Arbeit bzw. soziale
Aktivitäten bereits deutlich beeinträchtigt sind, die Fähigkeit zum
unabhängigen Leben – Urteilsvermögen, Hygiene – aber noch vorhanden ist.
Bei einer leichten Demenz sind häufig schon räumliche und zeitliche
Orientierung sowie das Kurzzeitgedächtnis und die Wortfindung gestört.
Der Betroffene merkt, dass etwas nicht stimmt und greift auf Strategien
zurück, die ihm immer schon in Situationen geholfen haben, in denen er
sich überfordert gefühlt hat. Er versucht, nach außen eine Fassade
aufrecht zu erhalten, was dem Erhalt seiner Würde dient.
Gerade die leichte Demenz ist für den Betroffenen mit dem Gefühl
schmerzlichen Verlustes, großer Angst, Scham und Unsicherheit
verbunden, was ihm großen Stress bereitet.
Bei einer mittelschweren Demenz
ist eine selbstständige
Lebensführung nur noch bedingt möglich. Das Gefühl, selbst irgendwie
nicht zu stimmen schwindet bei den Betroffenen zunehmend – ebenso das
vorherrschende Gefühl von Verlust, großer Angst und Unsicherheit. In
dieser Phase kommt es ganz wesentlich darauf an, notwendige Hilfe so
dezent und sensibel anzubieten, dass der Mensch mit Demenz das Gefühl
behalten kann, in seinem Leben kompetent zu bleiben.
Das ist für Angehörige sehr anstrengend und erfordert ein ziemliches
Umdenken. Hier ist es oftmals für Angehörige schwieriger als für die
Betroffenen selbst.
Bei einer schweren Demenz
sind die Betroffenen bei allen
Dingen, die sie zum Leben brauchen auf ständige Hilfe angewiesen. Das
Wesen ihrer Person und ihre emotionale Kompetenz geht allerdings im
gesamten Verlauf einer Demenz nicht verloren.
Das emotionale Erleben eines Menschen mit Demenz bleibt erhalten –
auch die Erinnerung an die eigene Persönlichkeit geht nicht verloren -
nur kann sie nicht mehr eigenständig abgerufen werden.
Unser häufigster Fehler im Umgang liegt darin, dass wir uns verführen
lassen zu einer kognitiv geprägten Kommunikation. Wir sind es gewöhnt,
auf Inhalte einzugehen, mit Argumenten zu überzeugen, auf Einsicht zu
setzen.
Auf all das kann ein Mensch mit Demenz nicht mehr wie gewohnt reagieren.
Es hilft, sich emotional einzulassen, Kompetenzen wahrzunehmen und zu stärken sowie auftretenden Defiziten gelassen zu begegnen.
Es hilft ebenso, etwas darüber zu wissen, welche Werte dem Menschen in
seinem bisherigen Leben wichtig waren, mit welcher Haltung er dem Leben
begegnet, was er richtig für sich findet und was er für sich ablehnt.
Je besser wir den Menschen hinter der Demenz - so wie er selbst sich
empfindet - kennen lernen, desto echter können wir miteinander in
Kontakt treten. Kommunikation mit Menschen mit Demenz wird dadurch zu
einer (stressfreien) Begegnung, die die Erinnerung an die eigene
Persönlichkeit weckt und wertschätzt, was gerade diesen Menschen mit
seiner ihm eigenen Qualität ausmacht.